Die Idee zur Gründung eines Ateliers für Kulturmorphologie entzündete
sich am aufgekommenen Interesse, die morphologische Erfassungsweise
auch auf solche „Gegenstände“ auszuweiten, die über Musiktherapie
hinausgehen: Tanz, Kunstwerke, „Philosophische Brocken“, Literatur, Film
und was noch kommen mag.
Die beiden Fachtagungen in der Klinik Schömberg (2007, 2008) wiesen schon eine solche Ausweitung auf.
Kulturmorphologie will hier zum einen allgemein verstanden werden als
eine Morphologie von Kultur, zum anderen als Gestaltbildung von
Nichtigkeiten im gelebten Alltag. Beide Zugänge gehen unverbrüchlich
auseinander hervor, beziehen sich aufeinander. Bei alledem erweist sich
Kultivierung als ein immanentes (innewohnendes) Schwungrad der gelebten
Wirklichkeit.
Kultivierung geht von etwas aus (Herkommen), um darin
zu etwas anderem zu kommen (woandershin): Aus Korn mach‘ Mehl, aus Mehl
mach‘ Brot, im Brot such‘ Sättigung.
Morphologie wird hier aufgefasst als allgemeine Wissenschaftslehre
von seelischen Formenbildungen und deren Umbildungen; sie versteht sich
als allgemeines Prinzip von Wirklichkeit wie wir ihr im Umgang mit dem
Alltag begegnen.
Das Sich-Selbst-Erleben des Seelischen und unser
Erleben im seelischen Geschehen ist Gegenstand einer immanenten
Erfassungsweise. Das bedeutet, dass Wirklichkeit als Ereignis, im
psychologischen Sinne, getragen ist von einer ihr innewohnenden
Seelenlogik, der nicht beizukommen ist, wenn man Erklärungsmodelle aus
außerseelischen Bereichen hinzubemüht.
Weil Seelisches sich aus sich
selbst heraus versteht, können wir auch etwas davon verstehen lernen.
Der Zugang zu einem solchen Verstehen erschließt sich durch eine
methodische Beschreibung und begriffliche Rekonstruktion in mehreren
Schritten. Dabei ist der erlebnisnahe Nachvollzug das Widerlager aller
weiteren Auslegungen.
Die Ateliertreffen finden zweimal jährlich statt.
Wer an einem solchen Treffen teilnimmt, soll dort die Möglichkeit haben ein Thema, das sie oder ihn persönlich angeht, vorzustellen und darüber mit den anderen ins Gespräch zu kommen.
Die Treffen können ebenfalls als „Einführung in die Morphologie“, im Sinne einer Weiterbildung, genutzt werden.